
Nach Insiderberichten muß es einer der gefürchteten Wutanfälle ihres Chefs gewesen sein. Offiziell hat der russische Ministerpräsident Wladimir Putin die jüngste Enthüllung, dass er zu keiner Zeit Ziel von Abhöraktionen des amerikanischen Geheimdienstes NSA gewesen ist, mit "deutlicher Irritation" zur Kenntnis genommen.
Dieser offensichtliche Affront wiegt schwer für ein Land, das sich nach eigener Lesart immer noch als Großmacht von weltpolitischem Format versteht.
Nach Presseberichten befindet sich der russische Regierungschef damit in einer Reihe mit dem Gouverneur des Mururoa-Atolls, dem König der Fidschi-Inseln sowie dem Kalif von Nirgendstan.
Persönlichkeiten, deren Datenschutz von US-Geheimdiensten in der Vergangenheit offenbar vollständig gewahrt wurden.
Dr. Sebastian Schmalhaupt, Dozent für Aufmerksamkeitsforschung an der Universität Hohenheim, bringt es auf den Punkt: "kaum ein Politiker von Rang und Namen kann es sich heutzutage mehr leisten, nicht abgehört zu werden".
Nach seinen Angaben gibt es zur Zeit keinen besseren Paramater für die gegenwärtige und zukünftige Bedeutung einer Politikerpersönlichkeit, als der Grad ihrer unerlaubten Ausspähung.
Als positives Beispiel führt der Experte unter anderem auch den türkischen Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdogan an, dem es durch geschickte Öffentlichkeitsarbeit gelungen sei, in kürzester Zeit in den elitären Kreis der "CSP" (Completely Scanned Politicians = vollständig abgehörten Politikern) aufzusteigen.
"Entscheidungsträger, die heute nicht abgehört werden, sind morgen vielleicht schon weg vom Fenster", so die Einschätzung des Fachmanns. Folgerichtig wurde die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel auch heute von der Rating-Agentur Fitch & Partner auf den Rekordwert "VVI" (Very Very Important) hochgestuft.