Otto Mühleisen ist stinksauer. Seitdem das städtische Wasserwerk Bullerhausen im Besitz des US-Konzerns Shark & Sons ist, kann er seinen Rasen nicht mehr bewässern. Rechnung nicht bezahlt, Wasser abgestellt - ist doch logisch. Klar sind die Preise jetzt doppelt so hoch wie früher, aber so ist halt der Markt.
Das Wasser aus seinem eigenen Tiefbrunnen kann er leider auch nicht mehr nutzen: seitdem ein überseeisches Konsortium den naheliegenden Stadtwald für ein Fracking-Unternehmen abgeholzt hat, schmeckt das Grundwasser irgendwie chemisch.
Was solls, zum Trinken kann man ja Cola aus dem neuen Wal-Mart holen und wenn man schon da ist noch ne kleine Gen-Mais-Pizza mitnehmen, ist ja jetzt eh alles egal.
An seinen Abgeordneten kann er sich nicht mehr wenden. Ein in Washington tagendes privates Schiedsgericht hat eben erst alle europäischen Parlamente für wettbewerbsschädigend erklärt und eine dreistellige Milliardenstrafe verhängt - tja, dumm gelaufen.
Wenn man das damals schon gewußt hätte.
Es war 2018.
TTIP ist eben mit Pauken und Trompeten durchgefallen. Man hatte sich gegenseitig auf die Schultern geklopft. Die Wachsamkeit der europäischen Demokratien und so weiter.
Das "kleine
CETA-Abkommen" mit Kanada hatte man schnell durchgewunken, war ja schon alles ausformuliert.
Kann ja nicht so schlimm kommen, ist ja nur Kanada.
Ist alternativlos, sagte die Merkel.
Da hatten sie wohl nicht mit Obama gerechnet, dem alten Trickser. Hat zum Abschied noch ein dickes Ei gelegt. Hatten die schönen US-Firmen doch schnell mal ihre Zweigstellen nach Kanada verlegt und waren damit über das "kleine CETA"-Abkommen voll klageberechtigt, quasi TTIP ohne TTIP.
Ätsch, reingefallen - damit hatten die dummen Ökos nicht gerechnet.
Blöde Sache für Otto Mühleisen aus Bullerhausen.
Einen Herzinfarkt aus Wut kann er sich jetzt auch nicht mehr leisten. Mit dem Inkrafttreten von CETA sind leider alle europäischen Herzschrittmacher-Fabrikate verboten worden - und die amerikanischen Modelle zahlt die Kasse nicht, weil zu teuer.
Markt ist halt Markt.