ich glaube, hinter dieser Nebelwand aus Worten und verdrehten Fakten geht es um etwas ganz anderes als bloße Rechthaberei oder Unbelehrbarkeit. Es sind vielleicht tatsächlich "die letzten Dinge" vor dem eigenen Tod, die jetzt geklärt werden müssen. Grass wie auch Walser sind mit die letzten Vertreter einer Generation, die unabhängig von ihrer persönlichen Verstrickung, als "Welterklärer" oder "Dichter" keine Erklärung für das Ungeheuerliche finden konnten, die sie in ihrer eigenen Jugend noch hautnah erlebten oder kritiklos mitgetragen hatten.
Auch Walsers Aufschrei, "es müsse endlich Schluß sein mit den Schuldgefühlen", halte ich für einen Versuch, dieses quälende Unerklärliche abzuschütteln oder zu relativieren.
Doch diese "Reinigung" bleibt ihnen versagt, niemand wird ihnen die Absolution erteilen, schon gar nicht die falschen Freunde, die sich jetzt wortreich zur Unterstützung melden.
Nennen Sie die 'verdrehten Fakten'; 'Nebelwand' hingegen ist, nach dem Durchlesen Ihres Kommetars, klar!
Simon (Gast) - 11. Apr, 07:00
gefällt mir außerordentlich!
Sicher alles richtig!
Ich verfolge die Debatten in Israel sehr genau. Sollte jemand mit deutscher Staatsangehörigkeit und Vergangenheit an Geschichte interessiert sein, kann er dort genügend kompetente Gesprächspartner finden. Darüber hinaus besteht in der jüngeren Generation die Überzeugung nur Deutschland halte unverbrüchlich zum Staat Israel. Man fühlt sich verbunden. Das ist 60 Jahre nach der Shoah gigantisch! Politiker und andere Zeitgenossen, die das Land bereisen finden auch Gehör für ihre Einwände, Kritik und Fragen.
Wer solch ein Gedicht auf die erste Seite bringt, darf sich über EInreiseverbot nicht wundern. War wahrscheinlich schon einkalkuliert. In 50 oder 100 Jahren wird der Zusammenhang nur noch für Experten entzifferbar sein. Grass strickt an seinem "kollektiven Gedächtnis" als Warner und kritischer Zeitgenosse.
Erlösung
Auch Walsers Aufschrei, "es müsse endlich Schluß sein mit den Schuldgefühlen", halte ich für einen Versuch, dieses quälende Unerklärliche abzuschütteln oder zu relativieren.
Doch diese "Reinigung" bleibt ihnen versagt, niemand wird ihnen die Absolution erteilen, schon gar nicht die falschen Freunde, die sich jetzt wortreich zur Unterstützung melden.
gefällt mir außerordentlich!
Ich verfolge die Debatten in Israel sehr genau. Sollte jemand mit deutscher Staatsangehörigkeit und Vergangenheit an Geschichte interessiert sein, kann er dort genügend kompetente Gesprächspartner finden. Darüber hinaus besteht in der jüngeren Generation die Überzeugung nur Deutschland halte unverbrüchlich zum Staat Israel. Man fühlt sich verbunden. Das ist 60 Jahre nach der Shoah gigantisch! Politiker und andere Zeitgenossen, die das Land bereisen finden auch Gehör für ihre Einwände, Kritik und Fragen.
Wer solch ein Gedicht auf die erste Seite bringt, darf sich über EInreiseverbot nicht wundern. War wahrscheinlich schon einkalkuliert. In 50 oder 100 Jahren wird der Zusammenhang nur noch für Experten entzifferbar sein. Grass strickt an seinem "kollektiven Gedächtnis" als Warner und kritischer Zeitgenosse.