Von Bürgerprotesten gestoppt: Baubeginn der Stromtrasse Schönbuch/Reutlingen vorerst verschoben

es ist früher nachmittag am Rande der Streuobstwiese "Oberer Rain" bei Reutlingen in Baden Württemberg und nichts geht mehr an der Baustelle von Deutschlands zur Zeit größtem Erdkabelprojekt.
Hunderte von Protestanden blockieren Baumaschinen und Zufahrtswege, einige Aktivisten haben sich an die Radkästen der schweren Muldenkipper gekettet.
Inzwischen sind auch starke Polizeitkräfte am Ort der Demonstration eingetroffen.
Auslöser der Blockadeaktion ist die zum sog. "Ocean-WindPower- Projekt" gehörende geplante Starkstromtrasse, die Deutschland in Nord-Süd-Richtung durchqueren soll.
Nach dem Willen des Industriekonsortiums "Geopakt", soll sie die Anbindung der großen Windenergieparks in Nord- und Ostsee an den Süddeutschen Raum gewährleisten und somit die Stromversorgung dieser Region aus regenerativen Energiequellen ermöglichen.
Berthold Hasentödter, Oberstudienrat aus Reutlingen und Sprecher der Aktivistengruppe "Martin Niemöller", möchte die Erdbauarbeiten an dieser Stelle unbedingt verhindern.
"Die hier lebenden, wahrscheinlich europaweit letzten Vorkommen des braunen Wiesenholzbocks werden durch die Arbeiten massiv in ihrem Bestand gefährdet", erklärt der Pädagoge entschlossen, der sich in seiner Freizeit für diese Protestbewegung engagiert.
"Wir wollen an die noble deutsche Tradition des zivilen Ungehorsams anknüpfen, an Vorbilder erinnern, die sich ohne Furcht vor persönlichen Gefahren für ihre überzeugungen eingesetzt haben."
Hasentödter bezieht sich auf die Worte der bekannten Theologin und Kirchentagspräsidentin Margot Käßmann:
"auch ich habe polizeiliche Verfolgung erfahren - aber wir werden jeden Tag ein Stück weit mutiger".
til333 - 30. Jun, 06:30